Page 30 - Landinfo Heft 2/2018 Schwerpunkt 150 Jahre Weinsberg
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Pflanzen- und Tierproduktion
Dr. Wolfgang Wagner
Keimbelastung von Sojabohnen aus den
Landessortenversuchen
Die mikrobiologische Belastung von Sojabohnen (Glycine max) aus den Landessortenversuchen (LSV)
in Baden-Württemberg wurde in einer wissenschaftlichen Studie beschrieben (WAGNER 2017). Hierbei
wurden Proben aus den Jahren 2014-2016 mikrobiologisch und teilweise molekularbiologisch
untersucht und die Ergebnisse in Hinblick auf den Einsatz als Futtermittel statistisch ausgewertet.
Verglichen wurden klimatische Regionen, Sorten, Lagerungsdauer, sowie der Unterschied zwischen
konventionellen und ökologischen Anbauverfahren. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen dazu, die
Entwicklung von Orientierungswerten für die Beurteilung der mikrobiologischen Qualität als
Futtermittel zu unterstützen.
Material und Methoden terschiede einzelner Kategorien zu erkennen.
Auf diese Weise wurden 45 Sojasorten an
ie Sojabohnen stammten von repräsenta- 9 Standorten mit insgesamt 375 Proben un-
Dtiven Standorten in Baden-Württemberg, tersucht und ausgewertet.
die folgenden Boden-Klima-Räumen zuzu-
ordnen sind: Unterschiedliche Sorten wurden konventio-
nell oder ökologisch angebaut, d. h. unter
• Wärmelagen (Rheinebene und Nebentäler: Verzicht synthetischer Düngemittel oder
>9,1 °C; Bönnigheim, Orschweier, Gröt- Pflanzenschutzmittel. Nach der Ernte wur-
zingen, Forchheim, Müllheim); den repräsentative Proben unmittelbar ans
LTZ Augustenberg geschickt und dort bis zur
• Mittellagen (Hochrhein-Bodensee, Oberes Untersuchung unterschiedlich lange eingela-
Gäu: 8-9,1 °C; Tailfingen, Hohenheim, gert.
Ilshofen);
Die Bestimmung der Keimgehalte erfolgte
• Tertiärhügelland Donau-Süd (<8 °C mit einschlägigen Methoden (siehe
Eiselau). Literaturangaben) und einer Untergliederung
in sieben definierte Keimgruppen (KG). Für
Tabelle 1
Mediane der Keimgehalte aller Die definierten Bedingungen der LSV lassen statistische Ableitungen eigneten sich insbe-
Keimgruppen bei Sojabohnen in es im Gegensatz zu üblichen Untersuchungs- sondere die häufig auftretenden KG, wie
KBE/g (koloniebildende Einheiten proben zu, viele relevante Einzelheiten der KG1 (produkttypische Bakterien), KG4 (pro-
pro g) und ihre relativen
Häufigkeiten. Proben zurückzuverfolgen und mögliche Un- dukttypische Pilze) und KG7 (Hefen). Dane-
ben gibt es KG2 (Verderb anzeigende Bakte-
rien), KG3 (Verderb anzeigende Streptomy-
ceten), KG5 (Verderb anzeigende Pilze) und
KG6 (Verderb anzeigende Mucorales). Von
Keimgruppe LSV Sojabohnen, VDLUFA Sojabohnen,
n=375 n=30 typischen einzelnen Bakterienkolonien wur-
KG1 58.500 (85,9%) 90.000 (90,0%) den Artdifferenzierungen mittels Sequenzie-
rung der 16S rDNA durchgeführt.
KG2 13.000 (10,9%) 20.000 (63,3%)
KG3 - (0,3%) 5.000 (10,0%)
KG4 1.500 (64,0%) 2.400 (70,0 %) Keimbelastung und Artenspektrum
KG5 1.250 (8,0%) 900 (50,0%)
In rund 86 % der Proben wurden produktty-
KG6 165 (1,1%) 114 (13,3%) pische Bakterien (KG1) nachgewiesen
KG7 1.300 (28,0%) 1.000 (70,0%)
(Tab. 1). Es handelt sich dabei u. a. um Keime
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