Page 32 - Landinfo Heft 2/2018 Schwerpunkt 150 Jahre Weinsberg
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Pflanzen- und Tierproduktion
Abbildung 3
Einfluss des Standorts auf die
Keimzahlen bei Sojabohnen am
Beispiel von Keimgruppe I
(produkttypische Bakterien).
nach aber weniger auf die Anbauweise zu- genden LSV-Studie, in der die Sojabohnen
rückzuführen, sondern auf die Standortaus- ausschließlich in Baden-Württemberg geern-
wahl. Würde man den Standort Bönnigheim tet wurden, stimmen die VDLUFA-Keimzah-
mit seinen ungewöhnlich hohen Keimzahlen len der Keimgruppen KG1 und KG4 relativ
aus der Auswertung herausnehmen, hätten gut miteinander überein (Tab 1). Auffällig ist
beide Anbauweisen im Durchschnitt ver- jedoch beim VDLUFA-Kollektiv ein deutlich
gleichbare Keimzahlen. höherer Anteil an Proben mit den Verderb
anzeigenden Keimgruppen 2, 3, 5 und 6, so-
Durch die Vielzahl der untersuchten Sorten wie 7. Als Ursache kommen vielfältige quali-
(45) und der damit geringen Probenanzahl je tätsmindernde Faktoren beim Anbau, bei der
Sorte, machte eine gesonderte statistische Ernte, bei der Lagerung, beim Import und im
Auswertung keinen Sinn. Es wurde jedoch Handel in Frage.
darauf geachtet, ob einzelne Sorten auffällig
oft hohe Keimgehalte aufwiesen, was nicht Ein Vergleich mit einer LSV-Studie von 2015
der Fall war. an Futtererbsen und Ackerbohnen (Wagner
2015) zeigt, dass die Keimzahlen von Soja-
Betrachtet man die Keimgehalte der einzel- bohnen nicht mit diesen vergleichbar sind.
nen Standorte, so ergeben sich große Unter- Die meisten Keimgruppen, insbesondere die
schiede, die exemplarisch in Abbildung 3 er- Hefen (KG7) weisen bei Soja ein deutlich ge-
sichtlich werden. Die Verschiedenartigkeit gilt ringeres Wachstum auf. Insofern müssen für
auch innerhalb der verschiedenen Boden- Soja eigene mikrobiologischen Orientie-
Klima-Räume, so dass hier kein Vorteil von rungswerte geschaffen werden, eine Über-
beispielsweise wärmeren Standorten auszu- nahme der bestehenden VDLUFA-Orientie-
machen wäre. Schwierig ist nach Aussagen rungswerte für Erbsen und Bohnen ist für
der Versuchsansteller nur der Standort im Soja nicht geeignet.
Tertiärhügelland, bei dem die Reifung stets
problematisch war. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen dazu,
die Entwicklung von Orientierungswerten
für die Beurteilung der mikrobiologischen
Einordnung der Ergebnisse Qualität als Futtermittel zu unterstützen. Die-
Dr. Wolfgang Wagner se werden im Arbeitskreis Mikrobiologie der
LTZ Augustenberg Im VDLUFA wurden in den letzten 13 Jahren Fachgruppe VI des VDLUFA aus einem bun-
Tel. 0721/ 9468-194 bundesweite Ergebnisse von 30 Planproben desweiten Datenpool erarbeitet, zu dem diese
Wolfgang.wagner@ltz. aus der amtlichen Futtermittelkontrolle zu- Studie einen wichtigen Beitrag leistet.
bwl.de sammengetragen. Verglichen mit der vorlie-
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